Sperrzone Tschernobyl

Mai 2015, eine lange Zug- und Busfahrt in ein unbekanntes Land, Kiew erleben, Fahrt in die Sperr- zone, viele neue Leute kennen lernen, als Gruppe zusammen wachsen, 3 atemberaubende Tage in der Zone, wohnen in Tschernobyl, eine verlassene 50.000-Einwohner-Stadt erkunden, eine riesige Radaranlage „Duga-3“ bestaunen, den Kalten Krieg spüren, die Strahlung vergessen, ein paar Meter entfernt vom Ort einer Nuklearkatastrophe sein, die Schlaglöcher der ukrainischen Straßen spüren, 5 Stunden an der polnisch-ukrainischen Grenze stehen, hoffen, dass der Bus hält, den Streik der Deutschen Bahn überleben, zu Hause und aufgewühlt sein, neue Freunde gefunden! Unvergesslich … danke an alle, die dabei waren.

Tag 1 –  in der Sperrzone Tschernobyl

Am ersten Kontrollpunkt, der 30 km Sperrzone, und einer Übersichtskarte der Zone.

30-km-Zone
Am Kontrollpunkt der 30 km Zone
Paryshiv – Паришів

Ein kleines Dorf, das am linken Ufer des Flusses Prypjat liegt und 7 km von der Stadt entfernt ist. Im Jahr der Katastrophe lebten hier rund 1.000 Menschen, jetzt haben die früheren Bewohner woanders ein neues Dorf erbaut. Hier leben nur noch 7 Familien.

Feuerwehrstation Paryshiv – Пожарная Станция

Eine Feuerwehrstation nördlich von Prypjat in Paryshiv. Auf Grund der hohen Gefahr von Waldbränden, gibt es hier eine Feuerwehrstation. Einige Fahrzeuge sind fahrbereit, aber es lagert auch einiges an Schrott hier. Ein Haus war noch bewohnt.

Ausflugsdampfer „Tallin“ – Пароход „Таллин“

Früher fuhr dieser Raddampfer als Ausflugsschiff auf dem Dnepr.  Jetzt liegt er in in einer kleinen Bucht und rostet vor sich hin.

Die 10 km Sperrzone

Bevor wir das nächste Ziel ansteuern konnten, die nächste Kontrolle in der inneren Sperrzone.

10-km-Zone
Am Kontrollpunkt der 10 km Zone
Ferienlager – Лагерь Отдыха Изумрудный“

Ein Ferienlager im Wald, mit vielen kleinen Häusern. Die meisten mit Wandbemalungen, mit typisch sowjetischen Zeichentrickfiguren.  Auch einige Überreste der Einrichtung und des Spielzeugs der Ferienkinder waren noch zu     finden.

 

Tag 2 –  in der Sperrzone Tschernobyl

Radarstation Duga-3 – Дуга-3
duga-3
Blick aus Prypjat auf die Radarstation

Die Radarstation Duga-3 war ein sowjetisches Überhorizontradar. Mit einer Frequenz von 10 Hz sollten Raketenstarts in Europa und Amerika erkannt werden. Entdeckungsreichweiten von 15.000 km waren möglich, ein anderer Name für das Radar ist „Woodpecker“ (Specht) da sich das Signal wie ein Klopfen anhörte und anfangs Störungen im Rundfunk hervor rief. Die Antennen sind ca. 200 m lang und 80 m hoch, Giganten aus Stahl!
Diese Anlage war eine von dreien in der Sowjetunion. Neben der reinen Technikanlage mit den riesigen Antennen, Technik- und Kontrollräumen gab es auch eine Feuerwehr, eine Schule, ein Kraftwerk, Unterkünfte,  ein Kultur-    zentrum mit Theater und  Sporthalle. Alles was der Soldat so brauchte.

Duga-3 Antennen und Technikräume
Duga-3 das weitere Gelände mit Theater, Sporthalle und Schule
Kindergarten Kopachi – Детский сад Копачи

Der Kindergarten „Kopachi“, das letzte Gebäude einer stark verstrahlten Siedlung die abgetragen wurde. Dieser Kindergarten blieb zum Gedenken stehen, es gab noch die Bettchen und Spielzeug der Kinder. Früher lebten in dieser Siedlung einmal rund 1.100 Menschen.

Ortseingang von Prypjat – Припять

An einem bekannten Motiv in der Zone hielten wir auch an, dem Ortsschild von Prypjat.

Krankenhaus – Больница

In der Stadt gab es auch einen großen Krankenhauskomplex, mit Kinder-, neurologischer  und Seuchenabteilung,    sowie einem Krankenhaus mit OPs und einem Küchenkomplex.

Kindergarten „Goldener Schlüssel“ – Детский садЗолотой ключик“

Einer von den vielen Kindergärten in der jungen Stadt Prypjat. Die Kinder durften bei ihrer Evakuierung nur ein Spielzeug mitnehmen. So blieb auch hier viel zurück, was an sie erinnert.

Café Prypjat – Кафе Припять

Das Café in Prypjat, in dessen Nähe dliegt auch der Fähranleger. Von dort ist noch ein alter Ausflugsdampfer und der Frachthafen zu sehen. Beim Café fielen vor allem die aufwendig gefertigten  Fenster auf.

Kernkraftwerk Block 4 – Атомная электростанция блок 4

Das am 26. April 1986 havarierte Kernkraftwerk Tschernobyl Block 4. Daneben der neue Sarkophag, der sich im Bau befindet und später über das Kraftwerk geschoben werden soll. Am Kraftwerk befindet sich auch eines der    sogenannte Liquidatoren-Denkmäler.  600.000 Helfer versuchten die Folgen des Unglücks zu beseitigen, gestorben sind davon bisher ca. 14.000.
Die Strahlung in der Luft war hier über 2 µS, die bisher höchste, von uns gemessene, in der Zone. Das letzte Bild zeigt Block 5 und 6, die sich im Bau befanden und seitdem brach liegen.

Tag 3 –  in der Sperrzone Tschernobyl

Oberschule Nr. 3 – Школа № 3

Die Schule Nr. 3 in Prypjat mit einem bekannten Motiv: Im Speisesaal der Schule lagen Unmengen Gasmasken.         Es gibt hier eine kleine Sporthalle und in den Klassenzimmern stehen noch die Tische und Stühle. Auch ein Theater gab es in der Schule Nr. 3.

Schwimmbad „Azur“ – Бассейн “Лазурный”

Gleich neben der Schule, das Schwimmbad der Stadt mit dem Namen „Azur“. Im gleichen Gebäude befindet sich auch eine kleine Sporthalle.

Sportplatz – Cпортивная Площадка  und Rummel – Балаган

Auf dem kaum noch wahrzunehmendem Sportplatz wächst ein Wald, über die Tribüne ging es zum Rummel. Dieser wurde nie eröffnet denn das  sollte am 1. Mai-Feiertag 1986 geschehen. An diesem Tag war aber die Stadt schon menschenleer.

Zentrum mit Kulturpalast „Energetik“ –  Центр с Дворцом культуры «Энергетик»

Nächstes Ziel war der Kulturpalast „Energetik“, mit Sporthalle und Theatersaal. Danach erkundeten wir einige      Gebäude am Hauptplatz von Prypjat. Ein Kaufhaus und das Hotel „Polesje“ mit gutem Blick auf die Stadt und das Kraftwerk.

Musikschule – Музыкальная школа

Die örtliche Musikschule.

Busfriedhof – Автобус Кладовищі

Entlang der nördlichen Zugangsstraße nach Prypjat und dem dortigen Ortsrelief, liegt westlich der Stadt ein Busfriedhof. So nannte es unser Guide, hier standen ein paar ausgeschlachtete Fahrzeuge und wir konnten kurz in die umliegenden Gebäude, die als Werkstatt und Garagen dienten.

Hochhaus Nr. 12 – Небоскреб № 12

Letzte Station war ein Wohnhaus mit der Nr. 56. Die 16 Etagen mussten zu Fuß bestiegen werden, um einen atemberaubenden Blick über die Stadt zu haben. Unterwegs an den Fahrstühlen des Hochhauses standen noch einige Hinterlassenschaften der ehemaligen Bewohner.

Dann ging es zurück nach Hause. Hier noch mein Reisebericht der Fahrt.

Video aus der Sperzone

Wer alle Bilder aus der Sperrzone Tschernobyl in einer Galerie. sehen möchte, klickt HIER.