Mälzerei

Die Schultheiss-Mälzerei wurde um 1914–1917 von der damals bedeutenden Schultheiss-Patzenhofer Brauerei AG in Berlin-Schöneberg errichtet. Sie entstand in einer Zeit, als der Bedarf an Malz im Zuge der steigenden Bierproduktion rasant anstieg. Die Anlage sollte die eigene Malzproduktion sicherstellen und Überschüsse für den Verkauf an andere Brauereien erzeugen, weshalb sie als eine der größten Mälzereien Europas galt.

Architekt war Richard Schlüter, der den Industriekomplex im charakteristischen roten Klinkerbau entwarf, der sich harmonisch in die industrielle Architektur Berlins der Kaiserzeit einfügte. Die Mälzerei verfügte u. a. über ein Haupt- und Verwaltungsgebäude, Maschinenhalle, Lagerflächen und einen eigenen Gleisanschluss für die Lieferlogistik.

Die Produktion begann nach verzögerter Eröffnung erst 1926 vollumfänglich, nachdem der Bau 1917 weitgehend abgeschlossen wurde. Nach einem produktiven Einsatzjahrzehnt brachte der Zweite Weltkrieg Schäden und die Demontage von Maschinen durch die sowjetische Besatzung, erst 1950 konnte der Betrieb wieder aufgenommen werden. Bis in die 1990er Jahre produzierte die Mälzerei Malz, ehe sie stillgelegt wurde.

Ein prägendes Element des Gebäudes sind die vier großen Darrtürme auf dem Dach, deren drehbare Hauben sich nach der Windrichtung ausrichten, um im Trocknungsprozess der Malzproduktion die Luftzirkulation zu verbessern. Diese Türme sind ein weithin sichtbares Wahrzeichen des Gebäudes und des Bezirks.
Die interne Produktion folgte damals einem vertikalen Prozess, bei dem das Getreide über mehrere Ebenen gewässert, gekeimt und schließlich getrocknet wurde – eine effiziente industrielle Arbeitsweise für die Zeit.

Nach der Schließung in den 1990er Jahren geriet die Mälzerei zunächst in einen Dornröschenschlaf. Das Gebäudeensemble steht mittlerweile unter Denkmalschutz, und viele der ursprünglichen Industriebauten sowie Einbauten sind weitgehend erhalten geblieben.

Seit 2005 befindet sich die Malzfabrik in privater Hand und wird schrittweise revitalisiert. Die neue Nutzung zielt darauf ab, den Charakter des Ortes zu bewahren und gleichzeitig neue Funktionen zu integrieren.

malzfabrik.de